Die Entkarbonisierung der Schwerindustrie ist ein globales Problem, das für die Menschheit von großer Bedeutung ist und dringend angegangen werden muss. Das Erreichen der Kohlenstoffziele erfordert erhebliche Emissionssenkungen in allen Industriesektoren. Unternehmen in ganz Europa suchen fieberhaft nach Möglichkeiten zur Verringerung der CO2-Emissionen. Finnland verfügt über Fachwissen und wegweisende Lösungen für die Entkarbonisierung der Industrie und die Schaffung nachhaltigerer, bereits verfügbarer Wertschöpfungsketten.

In den vergangenen drei Jahren hat sich Europa darauf konzentriert, zunächst die Pandemie und anschließend die durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine verursachte Energiekrise und Inflation zu bewältigen. Da die Industrie tagtäglich mit unterbrochenen Lieferketten, wirtschaftlicher Unsicherheit, komplexen regulatorischen Änderungen und steigenden Energiekosten zu kämpfen hat, können die Emissionsziele durchaus in den Hintergrund geraten.

Das Emissionsvolumen im Industriesektor ist jedoch nach wie vor massiv, und das Problem sollte angegangen werden – nicht irgendwann, sondern jetzt. Im IPCC-Bericht von 2021 wird davor gewarnt, dass die globale Erwärmung im Laufe des 21. Jahrhunderts zunächst 1,5 °C und dann 2 °C überschreiten wird, wenn es in den kommenden Jahrzehnten nicht zu einer erheblichen Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen (CO2) und anderer Treibhausgasemissionen kommt.

Gleichzeitig sorgen sich die Menschen in aller Welt mehr denn je um das Klima und die Natur. Laut dem Ernst & Young Future Consumer Index 2021 setzen 49 % der Verbraucher Prioritäten bezüglich der Umwelt und berücksichtigen den Klimawandel bei ihrer Lebensweise und den gekauften Produkten.

„Unternehmen stehen vor der Herausforderung, in Zeiten globaler wirtschaftlicher Unsicherheit Leistung zu erbringen, ohne ESG-Werte und regulatorische Erwartungen zu gefährden“, erklärt Marika Ollaranta, Head of the Decarbonizing Industries Program bei Business Finland, Finnlands Organisation zur Handels-, Investitions- und Tourismusförderung sowie zur Innovationsfinanzierung. „Der Ruf von Marken steht auf dem Spiel. Zur Erreichung der Klimaziele müssen alle Industriesektoren einen grundlegenden Wandel von CO2-intensiven Prozessen zu nachhaltigeren Wertschöpfungsketten vollziehen. Finnland verfügt bereits über kommerziell nutzbare Lösungen und Innovationen. Wenn Unternehmen in ganz Europa jetzt die richtigen Entscheidungen treffen, werden wir in der Lage sein, diese turbulenten Zeiten zu überstehen.“

Finnische Unternehmen sind seit langem Vorreiter bei der Bereitstellung bewährter Entkarbonisierungslösungen für verschiedene Branchen. Führende finnische Experten wie AFRY, Gasmet Technologies und Valmet bieten Methoden, die bereits weltweit in der Praxis angewandt werden.

AFRY ist ein schwedisch-finnischer Anbieter von Ingenieur-, Design- und Beratungsdienstleistungen mit globaler Reichweite. AFRY setzt sich für die Verbesserung der Energieeffizienz ein und unterstützt die Prozessindustrie mit erstklassigem Know-how in der Prozesstechnologie, kombiniert mit lokaler Präsenz.

„Schon heute können Produktionsanlagen, egal wie alt sie sind, durch Verbesserung der Prozesseffizienz so optimiert werden, dass sie schnell und kostengünstig weniger CO2 ausstoßen“, erklärt Jarkko Kutvonen, Director, Paper & Board Technology, AFRY. „Durch Modifikationen lässt sich die Gesamteffizienz um mehrere Prozent verbessern, und bei älteren Anlagen sprechen wir von zweistelligen Zahlen, wenn der Kunde zu Investitionen bereit ist.“

Gasmet Technologies entwickelt und fertigt erstklassige Gasanalysesysteme und Emissionsüberwachungslösungen zur Messung gasförmiger Emissionen aus industriellen Prozessen. Das Unternehmen hat bereits über 6.000 Gas- und Emissionsüberwachungssysteme weltweit erfolgreich geliefert.

„Zuverlässige Emissionsmessungen helfen beim Verständnis und bei der Überprüfung, welche und wie viele Emissionen eine Anlage produziert und ob die Investitionen zur Emissionsreduzierung zu Verbesserungen führen“, sagt Nenne Nordström, CEO von Gasmet Technologies. „Emissionen können ohne Messung nicht gesenkt werden. Die Messung von Emissionen ist zur Erfüllung der lokalen Vorschriften in den meisten Fällen zwar verpflichtend, aber Unternehmen wollen heutzutage auch gegenüber ihren Interessenvertretern, z. B. Kunden, Investoren und der Gemeinschaft, in der sie tätig sind, transparent handeln.“

Valmet Oyj ist inzwischen ein weltweit führender Entwickler und Anbieter von Prozesstechnologien, Automatisierungslösungen und Dienstleistungen für die Zellstoff-, Papier- und Energieindustrie. Valmet hat ein neues F&E- und Innovationsprogramm mit dem Titel „Beyond Circularity“ gestartet, das darauf abzielt, die F&E-Aktivitäten zur Nutzung von erneuerbaren Materialien und recycelten Abfällen sowie Nebenströmen weiter zu verstärken und so die Bereitschaft zur Unterstützung des grünen Wandels zu verbessern.

„Wir gehen davon aus, dass in den nächsten fünf bis zehn Jahren der Automatisierungsgrad der Werks- und Anlagenbetriebe zunehmen wird, da die verschiedenen Materialströme vollständig zirkulieren“, sagt Janne Pynnönen, Vice President of Research and Development bei Valmet. „Im Rahmen der Beyond Circularity-Initiative wollen wir große Sprünge hin zu autonomen Werken ermöglichen, die Energieeffizienz weiter verbessern und Emissionen reduzieren. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Konzeptentwicklung von Lebenszyklus-Dienstleistungen unter Berücksichtigung kritischer Indikatoren wie technisches Alter, Emissionen, Energie- und Wasserverbrauch. Bei all dem sind Daten und die Datenübertragung von entscheidender Bedeutung.“

Das Programm wird teilweise von Business Finland über die Aufbau- und Resilienzfazilität (RRF) der EU finanziert und ist Teil der Initiative „Veturi“ für führende Unternehmen, in deren Rahmen internationale Unternehmen aufgefordert werden, einige der dringendsten gesellschaftlichen Herausforderungen durch verstärkte Investitionen in Forschung, Entwicklung und Innovation in Finnland zu lösen.

Finnland hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2035 kohlenstoffneutral zu werden. Das Land ist führend auf dem Weg zu einer kohlenstofffreien Zukunft, indem es Innovationen und langfristige Geschäftsmöglichkeiten weltweit fördert. Finnland führte als erstes Land der Welt bereits in den 1990er Jahren eine Kohlenstoffsteuer ein. Diese Steuer hat die finnischen Industriesektoren dazu veranlasst, nach kohlenstoffarmen Lösungen zu suchen. Neben der Erstellung des weltweit ersten Fahrplans für die Kreislaufwirtschaft haben 14 finnische Branchen ihre eigenen Fahrpläne für eine kohlenstoffarme Industrie eingeführt.

„Finnland und Deutschland verfügen über ähnliche Ziele und der Ostseeraum bietet ein natürliches Kooperationsumfeld z.B. für die Entwicklung der Wasserstoffökonomie“ zusammenfasst Dr. Helmi-Nelli Körkkö, Senior Advisor bei Business Finland in Berlin.
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