Bundesministerium (BMEL) fördert gesamtes Verbund-Forschungsvorhaben zu innovativer in-vitro-Technologie

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert im Rahmen seines Programms zur Innovationsförderung ein interdisziplinäres Forschungsvorhaben zu zellbasierten, d.h. tierleid-freien, in-vitro-erzeugten Fischlebensmitteln mit mehr als 1,3 Millionen Euro. 400.000 Euro gehen in dem Verbundprojekt an die Universität Vechta für sozialwissenschaftliche Forschung. Darüber hinaus sind BLUU Seafood und die Hochschule Reutlingen an dem Vorhaben beteiligt.

Das auf drei Jahre angelegte Forschungsprojekt trägt dazu bei, alternative Proteinquellen, insbesondere geschmackstragende, gesunde Fisch-Fettzellen, für die menschliche Ernährung nutzbar zu machen und damit neue Optionen für eine globale Ernährungssicherheit in Zeiten von Bevölkerungswachstum und Klimawandel zu erschließen. Die zellbasierte Erzeugung von Fischlebensmitteln ermöglicht einen nachhaltigen und gesunden Fischkonsum. Konkret wirkt diese Innovation der Überfischung von Gewässern und der Anreicherung von Umweltgiften in Fischlebensmitteln entgegen. Gleichzeitig sind die alternativ erzeugten Produkte im Hinblick auf Geschmack, Textur und Aussehen mit den heute bekannten Produkten nahezu identisch.

Bei dem Forschungsvorhaben handelt es sich um ein Verbundprojekt von BLUU Seafood, der Hochschule Reutlingen sowie der Universität Vechta. Damit werden industrielle Forschung und wirtschaftliche Verwertung (BLUU Seafood), technologische Grundlagenforschung (Hochschule Reutlingen) sowie sozialwissenschaftliche Grundlagenforschung (Universität Vechta) in dem Projekt zusammengebracht. Im Fokus stehen Fettzellen lachsartiger Fische als Basis für protein- und omega-3-fettsäurereiche Lebensmittel. Prof. Dr. Nick Lin-Hi von der Universität Vechta verantwortet in dem Projekt den sozialwissenschaftlichen Teil, der sich mit der Akzeptanz von in-vitro-erzeugten Fischlebensmitteln und ökonomischen Umsetzungschancen beschäftigt. Dazu will der Professor für Wirtschaft und Ethik unter anderem eine experimentelle Studie zum tatsächlichen Konsumverhalten von zellbasiertem Fisch durchführen. Auch Daten zur Zahlungsbereitschaft sollen erhoben werden.

Der sozialwissenschaftliche Teil des Forschungsvorhabens wird vom BMEL mit knapp 400.000 Euro gefördert. „Die in-vitro Erzeugung von tierischen Proteinen zählt zu den großen Innovationen im 21. Jahrhundert. Wir brauchen in Deutschland zwingend mehr Grundlagenforschung und entsprechende Forschungsförderungen, damit wir den Anschluss halten können“, so Professor Nick Lin-Hi. Der verhaltenswissenschaftlich arbeitende Managementforscher prognostiziert, dass die alternative Erzeugung von Fleisch, Fisch und Milch einen immensen Veränderungsdruck in der Agrar- und Ernährungsindustrie auslösen wird: „Wir reden hier über den Beginn einer schöpferischen Zerstörung von bestehenden Strukturen. Wir müssen uns mit den neuen Technologien auseinandersetzen und schauen, wie wir diese für den Standort Deutschland fruchtbar machen können.“

Technische Hintergründe zu in-vitro-erzeugten Fischlebensmitteln: Ausgangspunkt bildet die Gewinnung von geeigneten Zellen aus Fischgewebe. Diese Zellen werden in einem Fermenter vermehrt, wodurch eine Zellbiomasse erzeugt wird. Nach wenigen Wochen kann diese geerntet werden. Die Zellmasse wird dann zu Produkten wie Fischstäbchen oder in Zukunft auch Fischfilet verarbeitet.
www.uni-vechta.de