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Weniger Arbeitsbelastung, Armut und Hunger: Experte der Universität Hohenheim analysiert für den aktuellen FAO-Bericht das Potenzial der Mechanisierung für nachhaltige Landwirtschaft im globalen Süden

Afrikas Landwirtschaft steht am Beginn einer großen Transformation. Südlich der Sahara wird sie derzeit noch zu ca. 80 Prozent in mühsamer Handarbeit verrichtet, vor allem auch von Frauen und Kindern, und das unter harten, tropischen Bedingungen. In den kommenden Jahren jedoch ist ein großer Schub für die Mechanisierung zu erwarten. „Der vermehrte Einsatz von Maschinen kann dabei helfen, Arbeitsbelastung zu reduzieren und Hunger und Armut zu bekämpfen. Das ist eine große Chance, um Landwirtschaft sozial und wirtschaftlich nachhaltiger zu machen“, ist Dr. Thomas Daum, Agrarexperte der Universität Hohenheim in Stuttgart, überzeugt. „Gelingen kann dies jedoch nur, wenn die Politik aus Fehlern und positiven Erfahrungen anderer Weltregionen lernt. Dabei braucht es insbesondere auch Lösungen, um Böden und Biodiversität zu schützen, damit die Mechanisierung auch ökologisch nachhaltig ist.“ Worauf es dabei ankommt, erklärt der Experte in einer Hintergrundanalyse zum aktuellen FAO-Flaggschiffbericht „The State of Food and Agriculture“.

In seinem Hintergrundbericht analysiert Dr. Thomas Daum vom Fachgebiet Sozialer und institutioneller Wandel in der landwirtschaftlichen Entwicklung am Hans-Ruthenberg-Institut für Tropische Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim Chancen und Risiken, die mit der Mechanisierung der Landwirtschaft im globalen Süden verbunden sind. Dabei nimmt er Entwicklungen in den Blick, die sich in vielen Regionen Asiens bereits vollzogen haben, und in den kommenden Jahren auch in Afrika zu erwarten sind. Sein Hintergrundbericht basiert auch auf eigener Forschung in Afrika und Asien, vor allem in Benin, Ghana, Kenia, Mali, Nigeria, Sambia und Indien.

Sein Fazit sind konkrete Empfehlungen für Agrar-, Wirtschafts-, Umwelt- und Sozialpolitik. Im Fokus steht dabei u.a., wie Arbeitslosigkeit vermieden und Biodiversität erhalten werden kann. Außerdem sind aus Sicht des Experten vorausschauende Maßnahmen zum Schutz von Böden erforderlich. Zugleich müsse die Politik Sorge dafür tragen, dass kleinen Betriebe nicht zu den Verlierern der Entwicklung gehören und auch Frauen von der Mechanisierung profitieren.

Die Hintergrundanalyse von Dr. Thomas Daum ist in den aktuellen FAO-Bericht „The State of Food and Agriculture“ eingeflossen und ist auf der Website der FAO als komplette Fassung abrufbar.

Staatliche Lenkung nur an der richtigen Stelle sinnvoll

„Der Einsatz von Maschinen kann helfen, mühsame Handarbeit unter tropischen Bedingungen zu reduzieren und Engpässe bei Arbeitskräften zu kompensieren. Darin bestehen große Chancen für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung in afrikanischen Ländern. Da auf den vorhandenen Flächen oftmals mehr Ertrag möglich ist, könnte die Mechanisierung auch beim Schutz von Regenwäldern und Savannen helfen“, erläutert Dr. Thomas Daum.

Allerdings trete dieser positive ökologische Effekt nicht automatisch ein. „Die Entwicklung kann auch zur Ausweitung von Ackerland führen und zu mehr großflächigen Monokulturen. Deswegen ist kluge Flächennutzungsplanung geboten. Ein wichtiges Ziel muss dabei sein, die mosaikartige Flächenstruktur der kleinbäuerlichen Landwirtschaft zu erhalten, da sie für den Erhalt der Artenvielfalt unverzichtbar ist. Hier ist die Politik gefragt. Es bedarf aber auch technischer Lösungen für eine angepasste Mechanisierung, etwa kleinere Traktoren und Zweiradtraktoren“, so Dr. Daum.

In anderen Bereichen tue die Politik hingegen gut daran, auf zu viel steuerndes Eingreifen zu verzichten, betont der Experte: „Öffentliche Anstrengungen zur Einfuhr und massiven Subventionierung von Maschinen können zu Arbeitslosigkeit führen. Überlässt man die Mechanisierung hingegen den freien Marktkräften, z. B. steigenden ländlichen Löhne infolge des Strukturwandels, ist dieser negative Effekt meist nicht nachweisbar. Vielmehr zeigt sich, dass unter diesen Voraussetzungen häufig zuerst die unbezahlte Familienarbeit wegfällt und mehr Kinder die Chance auf Schulbildung erhalten.“

Hintergrund: FAO-Bericht „The State of Food and Agriculture“

„The State of Food and Agriculture“ ist eine der wichtigsten jährlichen Veröffentlichungen der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen FAO. Der Flaggschiff-Bericht zielt darauf ab, einem breiteren Publikum ausgewogene, wissenschaftlich fundierte Einschätzungen zu wichtigen Themen im Bereich Ernährung und Landwirtschaft zu vermitteln. Jede Ausgabe des Berichts enthält einen umfassenden und dennoch leicht zugänglichen Überblick über ein ausgewähltes Thema, das für die Entwicklung des ländlichen Raums und der Landwirtschaft sowie für die globale Ernährungssicherheit von großer Bedeutung ist.
www.uni-hohenheim.de

 


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