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Botanische Familie hat höchste Anzahl von Artbildungen auf ozeanischen Inseln

Die Asteraceae, auch bekannt als Korbblütler oder Asterngewächse, sind die Gruppe der Blütenpflanzen mit der größten Artenvielfalt der Welt. Zu dieser Pflanzenfamilie gehören rund 34.000 Arten, darunter bekannte Vertreter wie Artischocke, Kamille, Dahlie oder Salat. Nun hat ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung der Universität Göttingen eine neue globale Datenbank zur Verbreitung und Evolutionsgeschichte aller Asteraceae-Arten zusammengestellt und analysiert. Die Forschenden fanden heraus, dass auf vielen Inseln weltweit eine unerwartet hohe Zahl von Artbildungen in relativ kurzen Zeiträumen innerhalb der Asteraceae-Familie vorkam. Die Ergebnisse sind in der Zeitschrift Nature Communications veröffentlicht.

Die Asteraceae sind ein typischer Bestandteil der Pflanzenwelt von abgelegenen Inseln wie Galápagos, Mauritius und Polynesien. Dazu gehören einige der spektakulärsten botanischen Arten: Von den vielfältigen Zweizähnen der Pazifikinseln über die fremdartig aussehenden und stark gefährdeten Silberschwerter auf Hawaii bis hin zu den riesigen Scalesia-Bäumen auf den Galápagos-Inseln. Obwohl sie ein Paradebeispiel für die Biodiversität auf Inseln sind, war es bisher nicht möglich, sich ein vollständiges Bild dieser Pflanzen zu machen.

Um diese Herausforderung zu bewältigen, haben Forschende der Botanik und Evolutionsbiologie eine weltweite Datenbank zusammengestellt und analysiert. Sie enthält Informationen zur Verbreitung und Evolutionsgeschichte aller Asteraceae-Arten auf zahlreichen Inseln. Das Team fand heraus, dass es über 6.000 Arten von Asteraceae gibt, die auf Inseln heimisch sind und von denen fast 60 Prozent ausschließlich auf Inseln vorkommen. Ihre Befunde bestätigen eine der wichtigsten und ältesten Theorien der Ökologie und Evolution, die besagt, dass größere, isolierte Inseln eine größere Anzahl einzigartiger Arten beherbergen. Viele dieser Arten sind vom Aussterben bedroht und nur durch einige wenige in der Wildnis überlebende Individuen bekannt. „Die Familie der Korbblütler ist eine Goldgrube, um zu verstehen, warum und wie sich neue Arten in den abgelegensten Umgebungen der Welt entwickeln“, sagt Prof. Dr. Holger Kreft, Leiter der Abteilung Biodiversität, Makroökologie und Biogeographie der Universität Göttingen.

Die Forschenden konnten zudem Dutzende von möglicherweise unentdeckten Artbildungen auf Inseln weltweit identifizieren. Artbildungen, auch Radiationen genannt, sind evolutionäre Ereignisse, die sich in einem begrenzten geografischen Raum über einen Zeitraum von „nur“ wenigen Millionen Jahren ereignen. Dabei hat ein gemeinsamer „Vorfahre“ eine Insel besiedelt und viele neue Arten hervorgebracht, die sich in Größe, Form, Lebensraum und anderen Merkmalen oft drastisch unterscheiden.

Die Anzahl der neu entdeckten Radiationen überraschte die Forschenden. „Botaniker hatten schon lange vermutet, dass sich die Familie der Korbblütler auf Inseln in bemerkenswerter Weise entwickelt hat, aber unsere Studie zeigt, dass das Ausmaß der evolutionären Innovation in dieser Familie viel größer sein könnte als bisher angenommen“, sagt Erstautorin Lizzie Roeble vom Naturalis Biodiversity Center in Leiden, Niederlande. Die Autorinnen und Autoren fordern deshalb den Schutz dieser Pflanzengruppe.

www.uni-goettingen.de

 


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