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Von Winfried Mühling, Direktor für Marketing & Kommunikation, Pro Carton

Wie jedes Jahr am 22. April, feiern wir an diesem Samstag den Tag der Erde 2023, um unser Engagement für Umweltschutz zum Ausdruck zu bringen. In Diskussionen über Umweltschutz spielt heute unweigerlich auch das Thema Kreislaufwirtschaft eine Rolle, ein Prozess, der Produkte, Dienstleistungen und Systeme auf ihre Wertmaximierung bei gleichzeitiger Abfallminimierung auslegt[1] und das wir anstreben müssen, wenn uns das Interesse unseres Planeten wirklich am Herzen liegt.

Der Schlüssel zur Durchsetzung einer Kreislaufwirtschaft ist der Verbraucher.

Und weil die Mitwirkung der Verbraucher so wesentlich ist, werden politische Maßnahmen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft dann am erfolgreichsten sein, wenn sie die Faktoren berücksichtigen, die das Verhalten des Einzelnen prägen – und wenn ihren Bedürfnissen gebührend Rechnung getragen wird. Verbraucher möchten generell das Richtige tun. Doch damit sie dies können, müssen Gesetzgeber und Unternehmen zunächst die entsprechenden Rahmenbedingungen dafür schaffen.

Wir haben diese Dynamik im Zusammenhang mit dem Vorschlag der Europäischen Kommission zur Neufassung der Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (PPWR) erlebt, der sich auf die Einführung von Mehrwegverpackungen konzentriert. Mit dem Vorschlag werden durchaus gut gemeinte Ziele angestrebt und es gibt stichhaltige Argumente für Mehrwegverpackungen als Motor der Kreislaufwirtschaft. Das Gesamtbild ist jedoch vielschichtiger. Ein neuer Bericht von McKinsey mit dem Titel „The potential impact of reusable packaging“ (Die potenziellen Auswirkungen von Mehrwegverpackungen) kommt zu dem Schluss, dass strenge verpflichtende Zielvorgaben für Mehrwegverpackungen bis 2030 den ökologischen Fußabdruck der EU, die Wettbewerbsfähigkeit und die Widerstandsfähigkeit der europäischen Wirtschaft stark beeinträchtigen werden und vor allem, dass es fraglich ist, inwieweit sich die Verbraucher daran halten werden.

Wie bei jedem Modell für Kreislaufwirtschaft ist die Akzeptanz der Verbraucher von zentraler Bedeutung. Das Plädoyer für das Mehrwegmodell birgt jedoch die Gefahr, dass Verbraucher verprellt werden, wobei eine Reihe von gesellschaftlichen Erwägungen eine Rolle spielen. Erstens wird hier von ihnen eine Änderung ihrer Gewohnheiten verlangt. Als Reaktion auf den Vorschlag haben in Deutschland beispielsweise Fast-Food-Restaurants wie McDonald's und Burger King Pfandsysteme für Mehrwegverpackungen eingeführt, die die Verbraucher dazu verpflichten, wiederverwendbare Gebinde aufzuheben, zu spülen und zurückzubringen, um ihr Pfand einzulösen. Dies wirft die Frage auf, ob Mehrwegverpackungen grundsätzlich die wirklich optimale Lösung für Gerichte zum Mitnehmen in Deutschland sind.

Zweitens könnte das auferlegte Pfand Verbraucher abschrecken, da es den Preis für ein günstiges Essen in die Höhe treibt. Drittens schafft es Unsicherheiten in Bezug auf Lebensmittelhygiene, bei der es keine Kompromisse geben darf. Doch können Verbraucher darauf vertrauen, dass ihre Mehrwegverpackungen gründlich gereinigt werden, auch solche, die nach tagelanger Lagerung zu Hause oder im Auto ungereinigt zurückgegeben wurden?

Verbraucher wollen zudem die Gewissheit haben, dass neue Strategien langfristig tatsächlich besser für die Umwelt und wirtschaftlich tragfähig sind. Der Bericht von McKinsey lässt jedoch vermuten, dass dies beim Mehrwegmodell nicht der Fall ist. Er prognostiziert hier einen Anstieg der CO2-Emissionen um 140-160 % und potenzielle Kostensteigerungen von 80-130 %, vor allem im Zusammenhang mit Transport und Reinigung.

Fakt ist, dass vieles darauf hindeutet, dass das Einwegsystem sich als Favorit der Verbraucher durchsetzt. Im Fazit unserer Verbraucherumfrage aus dem Jahr 2022, die die Einstellung von mehr als 5000 europäischen Verbrauchern zum Thema Umwelt und Verpackung untersuchte, erwiesen sich „leicht zu recyceln“ (85 %) und „aus erneuerbaren Materialien hergestellt“ (81 %) als die beiden wichtigsten Kriterien für Verpackungen. Dies würde erklären, warum die Verbraucher Karton mit 86 % den Vorzug vor Kunststoff geben, gegenüber 81 % im Jahr 2019. Das ökonomisch und ökologisch ausgewogene Verpackungsmedium weist eine beeindruckende Recyclingquote von 82 % auf[2] und untermauert zusammen mit seiner Herkunft aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern seinen Ruf als echter Führer der Kreislaufwirtschaft und als bevorzugtes Verpackungsmaterial in den Augen der Verbraucher.

Die Studie zeigt auch, dass Verbraucher ein hohes Maß an Vertrauen in Verpackungslieferanten und Hersteller zur Sicherung einer Zukunft mit kreislauffähigen Verpackungslösungen setzen. 92 % der Verbraucher in Europa sehen die Verantwortung dafür bei den Verpackungslieferanten und Herstellern, und nur 8 % bei der Regierung. Der Zwang zu einem verpflichtenden Mehrwegsystem dürfte die Fähigkeit der Beteiligten untergraben, den Weg in Richtung Kreislaufwirtschaft innovativ zu gestalten.

Wenn wir die Kreislaufwirtschaft durchsetzen wollen, müssen wir in jedem Falle auf den Verbraucher hören. Vom Verbraucher bevorzugte Einwegverpackungen werden neben dem Mehrwegsystem eine entscheidende Rolle spielen. Ergänzend, nicht ausschließlich. Die Europäische Kommission täte gut daran, dies anzuerkennen.

www.procarton.com

 


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