Schutz der Meere und des Klimas
Bis August 2021 sind 25.000 Tonnen Corona-Müll in unseren Weltmeeren gelandet. Zu dieser Einschätzung kommt eine Studie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Insgesamt gelangen jährlich noch immer zwischen neun bis zehn Millionen Tonnen Kunststoff unkontrolliert ins Meer. Hochgerechnet treiben zirka 269.000 Tonnen Plastik auf dem Wasser.
Eine der Haupursachen liegt in der fehlenden Infrastruktur für Abfallerfassung und -verwertung. Denn weltweit haben Milliarden Menschen keinen Zugang zu einer kontrollierten Müllentsorgung.
So stammen rund 90 Prozent der Abfallmengen in den Meeren aus zehn Flüssen in Asien und Afrika. Etwa 0,02 Prozent kommt aus Deutschland und zirka 1 Prozent aus Europa.
Bkv LogoDer Marine Litter Newsletter der BKV bietet drei bis vier Mal im Jahr Informationen zum Thema Meeresverschumtzung. Dabei wird nicht nur über die Projektarbeit der BKV und ihrer Partner berichtet, sondern auch über externe Studien und Projekte. Im Folgenden haben wir einige Inhalte daraus für Sie zusammengefasst und mit weiteren Informationen angereichert. Abonnieren Sie den lesenswerten Newsletter gerne direkt bei der BKV.
Sowohl die Politik als auch NGOs, Verbände, Unternehmen sowie Initiativen und die Kunststoffindustrie sind sich dieses Problems bewusst. Sie setzen sich sowohl auf lokaler als auch auf globaler Ebene ein, um der Verschmutzung der Weltmeere entgegenzuwirken.
Und das große Engagement trägt Früchte: So hat ein Team am Helmholtz-Zentrum Hereon im Rahmen einer Studie weltweit 177 innovative Technologien und Methoden ausgemacht, die den Eintrag von Abfällen in die Meere verhindern. Alle Methoden wurden in drei verschiedenen Lösungsansätzen kategorisiert:
Vermeidung: Es werden Technologien oder Methoden eingesetzt, die vermeiden, dass Abfälle in unsere Ozeane gelangen. Möglich ist das beispielsweise mit Absperrungen und Förderbändern, die den Meeresmüll sammeln, bevor er in die Ozeane gelangt. Hierbei werden zunehmend KI, Robotik und Big-Data-Analysen genutzt.
Monitoring: Hierbei wird das Auftreten und die Verteilung der Verschmutzung in der Küsten- und Meeresumwelt beobachtet und analysiert – beispielsweise durch die Entnahme von Abfallproben im Meer oder von Abfällen, die Meerestiere verschluckt haben.
Reinigung: Im Vordergrund stehen Lösungen, die den Müll beseitigen. Der bislang noch umfassendste Ansatz ist hierbei nach wie vor die manuelle Strandsäuberung, die hauptsächlich mit Hilfe von Bürgerkampagnen durchgeführt wird.
Es mangelt an der Umsetzung
Die Krux: Obwohl das Engagement wirklich groß ist, gelangen laut der Studie die meisten Projekte bei der Umsetzung an ihre Grenzen. So erlangt kaum eine Lösung ihre technische Reife oder ihre Marktreife. Zudem gestalten sich auch Initiativen zur Reinigung der Ozeane schwierig.
Lars Gutow macht im Jugendmagazin der Bundeszentrale für politische Bildung fluter darauf aufmerksam, dass der Müll, der sich am Meeresboden befindet, oftmals überhaupt nicht entfernt werden könne, ohne dabei die dortigen Ökosysteme zu schädigen. Gleiches gilt auch für die Meeresoberfläche.
Erste Lösungen in der Testphase
Allerdings gibt es auch erste vielversprechende Lösungsansätze. So haben Studierende der ETH Zürich einen Roboter entwickelt, der Kunststoffgegenstände automatisch aus Flüssen sortiert und von biologischen Materialien trennt. Und das, bevor die Abfälle ins Meer gelangen. Aktuell befindet sich die Technologie noch in der Testphase.
Das Helmholtz-Zentrum beschreibt in seiner Studie zudem verschiedene Lösungsansätze, die die Effizienz erhöhen: Neben mehr internationalen Kooperationen zwischen Forschung und nationaler Umweltpolitik – lokale Behörden eingenommen – sollten Standards definiert werden, um Lösungen etwa nach Größe, Effizienz und umweltverträglichem Fußabdruck zu bewerten. Dadurch wäre es möglich, neue Förderprogramme durchzusetzen, um die bereits vorliegende Ansätze weiterzuentwickeln oder auf ganz neue Innovationen zu setzen. Parallel sollte eine weltweite Datenbank aufgebaut werden.
Granulate tragen zur Umweltverschmutzung bei
Auch Granulate haben ihren Anteil an der Verschmutzung unserer Meere. Die ein bis drei Millimeter großen Pellets, Pulver und Flocken werden zu Kunststoffprodukten verarbeitet. Während der Produktion, dem Vertrieb, der Lagerung, dem Transport oder bei ihrer Verwendung gelangen sie leicht in die Umwelt.
Nach Forschungen des vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojekts „TextileMission“ werden in Deutschland pro Jahr etwa zehn Tonnen Mikroplastik durch das Tragen und Waschen von Sportbekleidung wie Fleece-Jacken und Sport-Shirts freigesetzt.
93 bis 97 Prozent der Partikel, die kleiner als fünf Millimeter und größer als fünf Mikrometer sind, halten Kläranlagen zurück, so dass zwischen 100 Kilogramm und 1,3 Tonnen pro Jahr in die Umwelt emittiert werden.
Um das zu vermeiden, gibt es erste Lösungsansätze, wie im Projekt „TextileMission“ beschrieben:
Das Mikroplastik, das in der Produktion aufgrund der mechanischen Beanspruchung der Garne bei Strickprozess entsteht, lässt sich vermeiden, indem man einige Maschinenparameter verändert.
Allgemeine Zuschnittverfahren lassen sich durch alternative Trennverfahren, wie beispielsweise Lasercutter, austauschen.
Werden bestimmte soziale und ökologische Nachhaltigkeitsfaktoren wie Anbauregion und -methoden usw. beachtet, sind alternative Fasermaterialien wie recyceltes Polyester oder Fasern aus Cellulose für die Rohstoffgewinnung sowie die Herstellung und Entsorgung eine nachhaltigere Alternative.
Um der Verschmutzung der Meere vorzubeugen, setzt die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V. auf das Recycling von Kunststoffverpackungen und eine Kreislaufwirtschaft. Und das mit Erfolg: So hat das Recycling von Kunststoff-Verpackungen im Gelben Sack in 2020 die gesetzliche Zielvorgabe von 58,5 Prozent überschritten und liegt jetzt bei erfreulichen 60,6 Prozent. Das bestätigt auch das Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR). Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung zum Recycling bzw. Nicht-Recycling von Kunststoffverpackungen unterstreichen die neuen Zahlen den erfolgreichen Weg im Hinblick auf eine Kreislaufwirtschaft von Kunststoffverpackungen. Das bestätigt auch IK-Geschäftsführerin Dr. Isabell Schmidt:
„Das stetig zunehmende Recycling von Kunststoffverpackungen ist ein toller Erfolg. Design for Recycling, Sammlung und Sortierung sowie Innovationen in allen Bereichen der Wertschöpfungskette stärken die Kreislaufwirtschaft von Kunststoffverpackungen!“
Auch eine Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) belegt, dass der Anteil recycling- oder mehrwegfähiger Haushaltsverpackungen aus Kunststoff von 75 Prozent (2016) auf 81 Prozent (2020) gestiegen ist. „Viele Innovationen befinden sich in der Entwicklung, sodass mit einem weiteren Anstieg in den nächsten Jahren zu rechnen ist“, ergänzt Isabell Schmidt. „Damit liegt die Industrie voll im Plan bei der angestrebten Recyclingfähigkeit von 90 Prozent.“
Einheitliche Vorgaben für Recyclingfähigkeit
Der Einsatz von recycelten Kunststoffen in Verpackungen verringert letztendlich die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen und damit die CO2-Emissionen bei der Verpackungsherstellung. Daher setzt die IK darauf, den Rezyklatanteil in Kunststoffverpackungen zu erhöhen: Die IK-Mitgliedsunternehmen streben in Übereinstimmung mit den Zielen der EU an, den Einsatz von Rezyklaten in Kunststoffverpackungen bis 2025 auf eine Million Tonnen zu steigern.
Dazu sind jedoch massive Investitionen entlang der gesamten Kreislaufkette nötig. Unterstützend fordert die IK von der Politik neben EU-weit einheitlichen Vorgaben an die Recyclingfähigkeit auch ein EU-weites Deponieverbot, den Ausbau der getrennten Sammlung von Kunststoffabfällen einschließlich Pfandsystemen, und die Zulassung von Rezyklaten für den Lebensmittelkontakt. Nur so lässt sich langfristig auch die Verschmutzung der Meere verringern.
www.kunststoffverpackungen.de